Neuhausen am Rheinfall (hüf) Seit Samstag ist die Region auch im Maßstab 1:87 zu bestaunen. Oberhalb des Rheinfalls öffnete „Smilestones“ die Türen. Sie ist nach eigenen Angaben die bislang größte Miniaturwelt der Schweiz. Auf rund 130 Quadratmetern kurven Modellbahnen vom Säntis bis zum Rheinfall.

Blickfang im bislang ersten Abschnitt ist das Wahrzeichen von Schaffhausen, der Munot, als detailreiches Modell. Unterhalb liegt die historische Rheinbadi, dahinter die Anlage des Klosters Allerheiligen. Fast versteckt erwartet auch noch der Rheinfall die Besucher. Hoch über ihm steht das markante Industriegebäude der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG).

Genau jene Gesellschaft, von der das Areal stammt, auf dem „Smilestones“ nun mit dem Bau der Miniaturwelt begann. Vor rund 160 Jahren hatte dort schon einmal eine Idee Gestalt angenommen, aus der ein Großkonzern entstand. Hauptprodukt waren damals Eisenbahnwaggons. Eine Episode blieben Kraftfahrzeuge. Heute liegt der Schwerpunkt des Unternehmens auf der Fertigung von Verpackungsmaschinen. Die entstehen mittlerweile außerhalb von Neuhausen, so dass nach der Jahrtausendwende das Areal oberhalb des Rheinfalls teilweise für neue Nutzungen frei wurde.

Mit dazu gehört nun seit Samstag „Smilestones“. Eigentlich ist das eine Abkürzung, denn in voller Länge bedeutet der Firmenname Swiss Milestones, also Schweizer Meilensteine. Dies ist Programm, da die langfristige Planung dahin geht, wichtige Stationen der Schweiz aus „Vergangenheit und Zukunft“ in Miniatur zu zeigen. Der vorläufige Endausbau mit 600 Quadratmetern dürfte um das Jahr 2023 erreicht sein.

15 000 Figuren bevölkern die Miniaturwelt bereits. Szenen wie eine Leiche im Rheinfallbecken samt Polizeiaufgebot, Cervelat-Bräter, Kidnapping unter einer Brücke oder gar ein Ufo-Absturz wollen Groß und Klein künftig unterhalten. 400 Fahrzeuge sind auf den Straßen unterwegs. 5 000 Lampen brennen, wenn es dunkel wird. Dagegen verblasst der Kilometer Schienen, der sich über- und unterirdisch dazwischen hinschlängelt. Nicht die perfekt modellierte Wiedergabe des Landschafts-Vorbilds wird angestrebt. Vielmehr geht es um Unterhaltung des Publikums.

Das trägt mit seiner Eintrittskarte zwar zur Finanzierung bei, doch mit zum Geschäftsmodell gehört Sponsoring. Werbeplakate, Züge und Fahrzeuge werden wie in der realen Welt zu Werbeträgern. Zudem sind im Eingangsbereich mit Shop Sponsorentafeln angebracht, denn alleine die jetzt eröffnete erste Ausbauetappe kostete rund 4,4 Millionen Euro. Insgesamt rechnet „Smilestones“ mit rund zehn Millionen Schweizer Franken (etwa 8,8 Millionen Euro) Kosten für das gesamte Projekt. Öffentliche Zuschüsse von Kanton und Wirtschaftsförderung belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Schweizer Franken (etwa 1,86 Millionen Euro). Mit der Eröffnung am Samstag finden nun 30 Personen aus der Schweiz eine Beschäftigung vor und hinter den Kulissen.

Der Standort oberhalb des Rheinfalls ist durchaus mit Bedacht gewählt. Jedes Jahr kommen gut 1,5 Millionen Besucher, um dieses Naturspektakel zu sehen. Neben Gastronomie und Bootsfahrten gibt es wenig zu tun, so dass die Aufenthaltsdauer bei einer halben bis zu zwei Stunden liegt. Das ermittelte die Universität Bern vor ein paar Jahren und meinte, die „Erlebnisdichte“ sei zu gering.

„Smilestones“ soll die Rheinfallbesucher nun länger vor Ort halten und zudem eine Alternative bei schlechtem Wetter bieten. Mit rund 200 000 verkauften Eintrittskarten rechnet sie nach der Fertigstellung des zweiten Abschnitts, der Alpenlandschaft mit bis zu sechs Meter hohen Bergen, Ende 2019. Ein weiterer Pluspunkt sind die bereits vorhandenen Parkplätze für die Rheinfalltouristen. Hinzu kommt die unmittelbare Nähe zum Bahnhaltepunkt Rheinfall der SBB. Nicht einmal einhundert Meter sind es zu Fuß von dort bis zur Modellwelt auf dem SIG-Areal.

Die nächste Superlative am Rheinfall ist bereits in der Überlegung der Tourismusverantwortlichen. Wenn es nach ihnen geht, könnte ein „4D-Kino“ die Geschichte des Rheinfalls multimedial erzählen. Möglicherweise zählt dann schon „Smilestones“ mit dazu.

 

Aufnahmen von der Eröffnung

Alle Bilder: Manfred Hüfner