Lottstetten | Region Klettgau (hüf) Am vergangenen Freitag fanden Passanten im Lottstetter Ortsteil Nack eine hilflose 85-jährige Frau. Der Versuch, mit dem Mobiltelefon Hilfe herbeizurufen, scheiterte. Nicht nur, dass der Notruf bei einer Organisation in der Schweiz landete; der Gesprächspartner dort soll jegliche Unterstützung abgelehnt haben.

Entlang des Hochrheins hält sich die Abdeckung des Mobilfunknetzes nicht an Staatsgrenzen. Häufig ist eine Handy-Verbindung nur über Anbieter aus dem Nachbarland möglich. So auch in Nack. Als dort am Freitag gegen 18.20 Uhr zwei Frauen die 85-Jährige hilflos in der prallen Sonne liegen sahen, versuchten sie über den Notruf 112 Hilfe herbeizuholen.

Was sie dabei erlebten, löste mittlerweile grenzüberschreitende Nachforschungen aus. Laut Schilderungen eines Zeugen landete der Anruf bei einer Schweizer Notrufzentrale. Diese habe mitgeteilt, dass man nicht weiter helfen könne und auch eine Weiterleitung an die deutsche Rettungsleitstelle nicht möglich sei. Mit den Worten „Wenden sie sich an die deutsche Polizei“ sei der Anruf von Schweizer Seite schließlich beendet worden.

Gut 20 Minuten dauerte es noch einmal, bis die Ersthelferinnen schließlich einen Festnetzanschluss ausfindig gemacht hatten und von dort den deutschen Rettungsdienst über den Notfall informieren konnten. Dann hieß es für die Patientin noch weiter ausharren, bis der Rettungswagen den Weg in diesen entlegenen Winkel der Region fand. Schätzungsweise eine Stunde dauerte es vom Auffinden der Frau bis zur Abfahrt ins Krankenhaus, schätzt der Zeuge.

Heiko Zimmermann, Rettungsdienstleiter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Waldshut-Tiengen, bestätigt auf Nachfrage von Hierzuland.Info, dass er von dem Vorfall in Nack wisse. Erklären kann er sich nicht, wie so etwas passieren konnte. „Wir sind eng vernetzt“, beschreibt er die Situation im Rettungsdienst.  Es gäbe bilaterale Abkommen, die bis hin zur Kostenfrage solche Einsätze regeln. Auch stünde der Rettungsdienst beidseits in ständiger Verbindung, beispielsweise durch Übungen.

Notrufe aus dem Mobilfunknetz des Nachbarlandes gebe es am Hochrhein fast täglich. Das klappe reibungslos, versichert Zimmermann. Es bestünden Standleitungen zwischen den Leitstellen und den Notrufzentralen, so dass eingehende Anrufe weiter geleitet würden. Wie die Details aussehen, will er allerdings nicht erläutern und verweist mehrfach auf einen ein Jahr alten Zeitungsartikel. Zu dem Fall in Nack meint er: „Wir werden ihn prüfen und Gewissheit bekommen.“ Wann das ist, lässt er offen. Ein Mitarbeiter kläre gerade in der Schweiz die Vorgänge auf.

Bei der Polizei im Landkreis ist von dem konkreten Vorfall nichts bekannt. Laut Pressesprecher Mathias Albicker gehörten Notrufe an die Polizei aus dem Nachbarland zur täglichen Routine. Alleine an jenem Freitag habe es im Jestetter Zipfel vier Anrufe aus dem ausländischen Mobilfunknetz gegeben. „Das hat sich eingespielt“, erklärt er das weitere Vorgehen. Entweder stellten die Beamten den Anruf direkt durch oder sie würden die Daten aufnehmen und sie an die Kollegen in der Schweiz weiter leiten.