Kanton Schaffhausen (hüf) Im Kanton Schaffhausen nehmen die Corona-Infektionen wieder deutlich zu. Dies entgegen dem Landestrend der Schweiz.
Während sich, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner, nur noch knapp 60 Personen landesweit anstecken, sind es in Schaffhausen derzeit mehr als doppelt so viele. Die 7-Tage-Inzidenz lag am 31. Mai bei 138,4.
Dabei war der Kanton noch im April in einer guten Ausgangsposition. Im Vergleich zum Landkreis Waldshut schien sich das Infektionsgeschehen zu beruhigen, blieb erheblich unter den Werten auf der anderen Seite der Grenze. Es war, als befände sich der Kanton im Windschatten der Pandemie und hätte es geschafft, viele Ansteckungsquellen trocken zu legen.
Das zeigt auch eine Grafik des dortigen Gesundheitsamts. Oft gelang es, die Ansteckungsorte ausfindig zu machen und somit Infektionsquellen durch Quarantäne einzudämmen. Anfang des Jahres betrug die Quote sogar 70 Prozent. Inzwischen klappt das gerade einmal in einem von zwei Fällen. „Diffuses Infektionsgeschehen“ wird das genannt, wobei Infektionsorte wie Gaststätten, Öffentlicher Nahverkehr und Ladengeschäfte eine Nachverfolgung fast unmöglich machen.
Jüngste Lockerungen zeigen ebenfalls ihre Wirkung. Seit Mitte April sind die Terrassen wieder geöffnet, neu dürfen Gäste in Innenräumen bewirtet werden und die Sperrstunde zwischen 23 und 6 Uhr ist aufgehoben. Gleichzeitig werden für Veranstaltungen wieder mehr Zuschauer zugelassen. In Innenräumen sind neu 100 statt 50 und in Außenräumen sogar 300 statt 100 Personen erlaubt. Bei Hochzeiten oder ein Geburtstagsfesten erlaubt die Schweiz nun 30 in Innenräumen, draußen bis zu 50 Personen.
Auch im Sportbereich kehrt die Schweiz zu Vor-Corona-Zuständen zurück. So dürfen 50 Personen gemeinsam Sport treiben, so dass es wieder reguläre Fußballspiele gibt. Hallen- und Thermalbäder dürfen genauso wie sowie Wellnesszentren öffnen. Weitere Öffnungsschritte sollen bald folgen.
Dass sich solche Unterschiede bei den Maßnahmen zur Eindämmung auch auf die Infektionen auswirken, wird im Vergleich zwischen dem Landkreis Waldshut mit 170 000 Einwohnern und dem Kanton Schaffhausen mit 82 000 Bewohnern deutlich.
Bis Ende Mai gab es rund 7 700 Coronafälle beziehungsweise 4 700, was bedeutet, dass Schaffhausen bei gleicher Einwohnerzahl tatsächlich bei 9 400 läge. Umgekehrt verhält es sich bei den Todesfällen. Schaffhausen hätte da an Stelle der 77 Verstorbenen etwa 150 melden müssen, während im Kreis Waldshut mit Stand vom 31. Mai 225 Menschen durch die Pandemie ihr Leben lassen mussten.
Bei den Impfungen steht der Landkreis Waldshut dem Kanton Schaffhausen nur wenig nach. In beiden Regionen besitzt etwa ein Drittel der Bevölkerung einen ersten Impfschutz. Die Rate bei der Zweitimpfung liegt in Schaffhausen bei etwa 25 Prozent, im Landkreis Waldshut allerdings bei rund 15 Prozent.
Anders sieht es aus, wenn sich der Blick auf den nördlich an Schaffhausen angrenzenden Schwarzwald-Baar-Kreis richtet. Dort stieg die 7-Tage-Inzidenz am Wochenende auf annähernd 70. Welche Entwicklungen die Lockerungen beziehungsweise das eher restriktive Vorgehen nach sich ziehen, wird sich wohl in den kommenden Wochen zeigen. •